Ökobilanz für Gebäude: So lassen sich Treibhausgasemissionen abbilden
November 2025Mit dem wachsenden Fokus auf Nachhaltigkeit in der Baubranche wird die Ökobilanz zu einem entscheidenden Werkzeug für Architekten, Ingenieure und Bauträger. Sie ermöglicht es, fundierte und umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen – und bildet die Grundlage für zertifiziert nachhaltiges Bauen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was eine Ökobilanz ist, wie sie funktioniert und warum sie für die Zukunft des Bauens unverzichtbar wird.
Was ist eine Ökobilanz (LCA)?
Die Ökobilanz, auch Life Cycle Assessment (LCA) genannt, ist eine Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Systems über seinen gesamten Lebenszyklus.
Bei Gebäuden zeigt sie auf, welche Auswirkungen Baumaterialien, Energieverbrauch und Transportprozesse auf die Umwelt haben – insbesondere in Form von CO₂-Emissionen und Ressourcenverbrauch.
Digitale LCA-Tools und spezialisierte LCA-Software machen es heute möglich, diese Daten präzise zu erfassen und für bessere Planungsentscheidungen zu nutzen.
Lebenszyklusphasen eines Gebäudes
Um die Umweltauswirkungen eines Gebäudes realistisch zu bewerten, wird der sogenannte Cradle-to-Grave-Ansatz verwendet. Dabei werden alle Phasen von der Rohstoffgewinnung bis zum Rückbau berücksichtigt.
- Rohstoffgewinnung
Die Gewinnung und Verarbeitung von Materialien wie Holz, Stahl oder Beton verursacht erhebliche Energieverbräuche und Emissionen. - Produktion & Herstellung
Aus den Rohstoffen entstehen Bauprodukte wie Ziegel, Dämmstoffe oder Glas. Diese Phase trägt maßgeblich zu den sogenannten grauen Emissionen bei. - Bauphase
Materialtransporte, Maschinen und Bauprozesse erzeugen zusätzliche Emissionen – hier kann durch effiziente Logistik und Bauplanung viel eingespart werden. - Betriebsphase
Während der Nutzung eines Gebäudes entstehen Emissionen durch Heizung, Kühlung, Strom- und Wasserverbrauch. - Lebensende
Beim Rückbau oder Abriss entscheidet sich, ob Materialien recycelt, wiederverwendet oder entsorgt werden – ein wichtiger Faktor für die Gesamtbilanz
Warum ist die Ökobilanz in der Gebäudeplanung so wichtig?
Die Bauindustrie ist für rund 40 % des gesamten Energieverbrauchs in Europa und etwa 25 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Da Gebäude in der Betriebsphase immer energieeffizienter werden, rücken die eingebetteten Emissionen aus Herstellung und Bau stärker in den Fokus. Hier setzt die Ökobilanz an: Sie macht diese Emissionen sichtbar, messbar und vergleichbar.
So unterstützt sie nicht nur nachhaltige Planung, sondern ist auch eine Voraussetzung für Zertifizierungen wie die DGNB-Zertifizierung oder das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG).
Vorteile der Ökobilanz
Eine sorgfältig durchgeführte Ökobilanz hilft dabei:
- Materialien und Prozesse mit den größten Umweltauswirkungen zu identifizieren
- Ressourcen effizienter zu nutzen und Abfall zu vermeiden
- den CO₂-Fußabdruck eines Projekts gezielt zu reduzieren
- Nachweise für Nachhaltigkeitszertifizierungen zu erbringen
Mit der passenden LCA-Software können Sie Daten automatisiert erfassen, bewerten und vergleichen – ein klarer Vorteil für eine ganzheitlich nachhaltige Planung.
Schritte der Ökobilanzberechnung
- Ziele und Umfang festlegen
Definieren Sie, was analysiert werden soll und welche Lebenszyklusphasen berücksichtigt werden. - Lebenszyklusinventar (LCI)
Erfassen Sie alle relevanten Daten zu Materialien, Energie, Transport und Emissionen. Datenquellen sind beispielsweise EPDs (Environmental Product Declarations) oder öffentliche Datenbanken wie oekobaudat.de. - Wirkungsabschätzung (LCIA)
Hier werden die Umweltauswirkungen berechnet – etwa Treibhauspotenzial (CO₂-Äquivalente), Ozonabbau oder Versauerung. - Interpretation und Optimierung
Analysieren Sie die Ergebnisse und leiten Sie Maßnahmen ab – z. B. durch CO₂-arme Materialien, energieeffizientes Design oder modulare Bauweisen.
Herausforderungen der Ökobilanzierung im Bauwesen
Trotz wachsender Bedeutung gibt es Herausforderungen – vor allem beim Zugang zu verlässlichen Daten und der Komplexität von Gebäudesystemen.
Digitale Lösungen wie BIM-integrierte LCA-Tools erleichtern diese Arbeit erheblich, indem sie Datenflüsse automatisieren und Szenarien vergleichbar machen. Dadurch werden Ökobilanzierungen schneller, genauer und wirtschaftlicher.
EPBD: Ab 2028 wird die Ökobilanz für Gebäude Pflicht
Die überarbeitete Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) der Europäischen Union verpflichtet ab Januar 2028 zur Erstellung einer Ökobilanz (Life Cycle Assessment, LCA) für alle neuen Gebäude. Ziel ist es, die gesamten Lebenszyklusemissionen – von der Materialproduktion bis zum Rückbau – transparent zu erfassen und zu reduzieren.
Die EPBD, die seit Mai 2024 in Kraft ist, muss bis 2026 in nationales Recht umgesetzt werden. Für Architekten, Planer und Bauträger bedeutet das: Wer sich jetzt mit der Ökobilanzierung und LCA-Software vertraut macht, ist optimal auf die kommende Pflicht zur Ökobilanz ab 2028 vorbereitet und leistet zugleich einen entscheidenden Beitrag zu nachhaltigem Bauen und Klimaschutz.
Jetzt Verantwortung übernehmen
Ab Januar 2028 wird die Ökobilanzierung zur Pflicht – doch wer erst dann handelt, kommt zu spät. Jetzt ist der Moment, Verantwortung zu übernehmen und sich einen Vorsprung zu sichern: ökologisch, technologisch und wirtschaftlich.
Fazit
Die Ökobilanz ist weit mehr als ein Trend – sie wird zum zentralen Werkzeug für nachhaltiges und zukunftsfähiges Bauen.
Wer sie frühzeitig in die Planung integriert, kann Emissionen gezielt reduzieren, Ressourcen schonen und gleichzeitig die Anforderungen zukünftiger Richtlinien wie der EPBD 2028 sicher erfüllen.
Mit modernen LCA-Tools und praxisnahen Softwarelösungen lassen sich Ökobilanzen heute effizient, transparent und wirtschaftlich erstellen – der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Baubranche.
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